Stecklinge

Vorgehen

Mutterpflanzen sollten gesund, schädlingsfrei, in gutem Ernährungszustand und wüchsig sein. Blühende und in der Fruchtbildung befindliche Pflanzen sind zur Stecklingsgewinnung nicht so gut geeignet wie Pflanzen in vegetativer Wachstumsphase.

Zur Stecklingsvermehrung von Topfpflanzen sind meist Temperaturen zwischen 18 und 22 Grad Celsius erforderlich. Die Stecklinge sollten nach dem Einpflanzen nicht kälter stehen als die Mutterpflanzen, sonst drohen Fäulnis oder zumindest verzögertes Anwachsen.

Bei Kopf- und Stammstecklingen sind zu weiche und zu stark verholzte Stecklinge nach Möglichkeit zu vermeiden. Zum Schneiden ist ein scharfes, möglichst desinfiziertes Messer zu verwenden, keine Schere, um Quetschungen zu verhindern.
Bei entsprechend dicken Stämmen ist jedoch der Einsatz einer Säge unvermeidlich, wobei ein Sägeblatt mit feiner Zahnteilung (z. B. Metallsägeblatt) eingesetzt werden sollte, um ein Ausreißen von Fasern aus dem Stamm zu vermeiden. Der Schnitt sollte knapp unterhalb eines Nodiums (= Stängelknoten am Blattansatz) erfolgen, da sich die neuen Wurzeln aus dem Nodium heraus bilden, sofern keine Luftwurzeln am Steckling vorhanden sind, die in der Erde weiter wachsen. Bei Wolfsmilchgewächsen, Maulbeergewächsen und Hundsgiftgewächsen muss der nach dem Schnitt austretende Milchsaft mit lauwarmem Wasser abgewaschen werden, bevor er aushärtet.

Die Bewurzelung von Stecklingen in Wasser funktioniert zwar in vielen Fällen vor allem bei feuchtigkeitsliebenden Pflanzen. Beim Einpflanzen in Erde besteht jedoch die Gefahr der Beschädigung der Wurzeln. Einige Pflanzen vertragen die Umstellung von Wasser auf Erde generell nicht gut. In den weitaus meisten Fällen können die Stecklinge gleich in Erde gepflanzt werden. Die Bewurzelung in Wasser bietet sich an, wenn die Pflanze später in Hydrokultur gehalten werden soll.

Um Austrocknung und Verdunstungsstress zu vermeiden, ist es notwendig die relative Luftfeuchte hoch zu halten (ca. 90 %). Um dies zu ermöglichen ist die Stecklingsvermehrung unter Gewächshausbedingungen ratsam. Im einfachsten Fall werden diese Bedingungen durch eine durchsichtige Folie, die über den Topf mit dem Steckling gezogen wird, erfüllt. Verdunstungsstress, Infektionen durch Pilze und Bakterien, Lichtmangel, zu hohe Lichteinstrahlung, zu hohe wie zu niedrige oder zu sehr schwankende Temperaturen behindern die Wurzelbildung. Daher ist zugleich für eine hohe Luftfeuchtigkeit wie auch gute Lichtverhältnisse und Belüftung gegen Fäulnis und Pilzbefall sowie eine richtig eingestellte und konstante Temperatur zu sorgen.
Als Kultursubstrat wird eine lockere und nährstoffarme Blumenerde wie etwa Anzuchterde verwendet. Mitunter wird alternativ eine Universalblumenerde mit Sand gestreckt. Es kônnen auch Stecklingswürfel aus Torf-Coco Mischungen, Perlite-Steinwolle Mischungen oder Steinwolle verwendet werden.

Insbesondere Kopfstecklinge von Pflanzenarten, deren Stecklinge sehr leicht anwachsen, benötigen meist weniger Aufwand. Feuchtes, aber nicht nasses Substrat und mehrmals tägliches Ansprühen mit der Nebelspritze reichen für das Anwachsen oftmals aus.

Stecklinge von Kakteen und vielen Sukkulenten benötigen keine hohe Luftfeuchtigkeit. Sie können darin sogar verfaulen. Diese Stecklinge werden in normaler Umgebungsluft gehalten und allenfalls einmal täglich mit der Nebelspritze befeuchtet. Die Erde wird ebenfalls trocken gehalten, bis die Stecklinge Wuchs zeigen. Als Kultursubstrate werden spezielle Kakteenerde oder ein Gemisch aus ca. 50 Prozent Universalblumenerde ohne sehr grobe Bestandteile und ca. 50 Prozent Sand mit wenig bindigen Bestandteilen verwendet.